Mitnichten: Wie wichtig die regelmäßige Kontrolle der Zähne beim Pferd durch einen Zahnspezialisten ist, wurde bei unserem letzten Termin wieder einmal deutlich:
Ein knappes Jahr ist Jorgos letzte Zahnbehandlung her; damals noch in Spanien wurden ihm Milchzahnkappen entfernt, die er mit 5 Jahren immer noch hatte, was bis zum Zeitpunkt meiner Entscheidung, ihn zu kaufen, keinem aufgefallen war. Seit er in Deutschland ist, hatte er drei Koliken, davon eine mit OP. Ob das nach der dritten Kolik diagnostizierte Magengeschwür Auslöser war, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen.
Lino hatte seit einiger Zeit Verspannungen, die sich vom Genick über den Hals bis hin zur Brust bemerkbar machten, was mich zusätzlich dazu veranlasst hat, einen Termin bei Prosaani/Martin Grell zu vereinbaren. Da die Wartezeit bei 3 Monaten lag, entschied ich mich dazu, bereits vorab einen „normalen“ Tierarzt ins Maul schauen zu lassen. Hier wurde bereits deutlich, dass eine Hakenbildung im Bereich des vorderen rechten unteren Backenzahns (und somit auch ein Haken beim letzten Backenzahn rechts oben) vorlag, was durch Raspeln korrigiert wurde. Die Verspannungen wurden in der Folgezeit weniger, verschwanden jedoch nicht vollkommen.
Der Termin bei Martin Grell offenbarte: Bei beiden Pferden waren die Schneidezähne deutlich zu lang, so dass die Mahlbewegung der Backenzähne nicht mehr vollständig möglich war. Leider erkennen die meisten Nicht-Zahnspezialisten dieses Problem nicht, obwohl die zu langen Schneidezähne eine Folge unserer heutigen Pferdehaltung bzw. –fütterung sind. Würden unsere Pferde den ganzen Tag an kargem Steppengras zupfen oder Zweige und Äste abknabbern, würden sich die Zähne gleichmäßig und kontinuierlich abnutzen. Durch das weiche Heu und saftige Gras auf unseren heimischen Weiden bleibt dieser Effekt jedoch aus. Die häufig als Kraftfutter verabreichten Körner von Hafer, Gerste o.a. können in Folge nicht mehr ausreichend durch die Backenzähne gemahlen werden und gelangen so teils unaufgeschlossen im Magen-Darm-Trakt, was wiederum schwerwiegende Folgen haben kann. Die daraus entstehende Notwendigkeit regelmäßiger Zahnkontrolle und ggf. –behandlung erschließt sich dann logischerweise.
Tut man dies nicht, können, wie bei meinen Pferden, Koliken, Magengeschwüre und Blockaden im Bewegungsapparat entstehen, die einen Rattenschwanz an Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Leidet das Pferd bspw. an Hufrehe, denkt man nicht zwangsläufig an Zahnprobleme. Aber auch diese können ursächlich für Rehe sein. Die Liste von Folgeerkrankungen durch nicht behandelte Zähne könnte ich endlos fortsetzen und so wird nochmals deutlich, wie wichtig die Kontrolle durch einen auf Pferdezähne spezialisierten Fachmann ist.
Möchte man seinen Pferden abseits der Zahnbehandlung etwas Gutes tun und einem zu schnellen Wachstum der Schneidezähne vorbeugen, kann man ihnen Äste verschiedenster Baumarten zur Verfügung stellen (siehe Video am Ende des Beitrags). Positiver Nebeneffekt: Beschäftigung. Vorher bitte informieren, welche Baumarten unbedenklich sind!!
Die folgenden Bilder veranschaulichen die Behandlungsnotwendigkeit und das Ergebnis. Durch Anklicken der Bilder gibt es genauere Infos.
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